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Wie beeinflusst Tempo 30 den Verkehr und die Lebensqualität in Städten? Ein Modellprojekt in Niedersachsen zeigt vielversprechende Ergebnisse.

Mehrere Kommunen in Niedersachsen haben in den vergangenen Jahren ein Modellprojekt durchgeführt, in dessen Rahmen die Auswirkungen von Tempo 30 und Tempo 50 auf Hauptverkehrsstraßen untersucht wurden. In sechs Städten – darunter Osnabrück, Göttingen und Garbsen – testete man auf stark befahrenen Straßen, wie die Reduzierung der Geschwindigkeit den Verkehr, die Luftqualität und die Sicherheit beeinflusst. Ziel des Projekts war es, zu prüfen, ob Tempo 30 auf diesen Straßen sinnvoll ist und wie es den Alltag der Anwohner und Anwohnerinnen verändern kann.

Die Straßen, auf denen die Tests durchgeführt wurden, sind stark frequentiert, und die Ergebnisse sollen zeigen, ob eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 auch in anderen Städten und vielleicht sogar auf Bundesebene möglich ist. Dabei wurden sowohl die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss als auch auf die Umwelt und die Verkehrssicherheit untersucht.

Verkehrsfluss und Umwelt profitieren

Die vorläufigen Ergebnisse des Projekts zeigen, dass der Verkehr bei Tempo 30 besser fließt. Die Fahrzeugführer berichten von weniger Staus und kürzeren Wartezeiten, was den Verkehrsalltag deutlich entspannter gestaltet, wie der NDR berichtet. Besonders die Umwelt profitiert von den geringeren Geschwindigkeiten: Durch die Reduzierung des Luftwiderstands und den entspannteren Fahrstil verbessert sich die Luftqualität spürbar. Dies ist ein erheblicher Vorteil für Anwohner in belebten Stadtteilen. Auch die Lärmbelastung geht zurück, was hauptsächlich den Anwohnern zugutekommt, die an viel befahrenen Straßen leben.

Verkehrssicherheit wird erhöht

Ein weiterer positiver Aspekt der Geschwindigkeitsreduzierung ist die erhöhte Verkehrssicherheit. Zwar konnte keine signifikante Reduzierung der Gesamtzahl an Unfällen festgestellt werden, doch die Zahl der schweren Unfälle ging deutlich zurück. Dies wird vor allem auf die besseren Reaktionszeiten und die kürzeren Bremswege zurückgeführt, die mit einer geringeren Geschwindigkeit einhergehen.

Trotz der positiven Effekte gibt es auch Stimmen der Kritik. Einige Busunternehmen äußerten Bedenken, dass die Einführung von Tempo 30 ihren Betriebsablauf negativ beeinflussen könnte. Insbesondere längere Fahrzeiten und mögliche Verzögerungen bei Busverbindungen könnten zu Unmut führen.

Bundesratsinitiative geplant

Das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Bauen prüft nun die Möglichkeit, eine Bundesratsinitiative zu starten, um Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen deutschlandweit einzuführen. Die positiven Ergebnisse aus den Teststädten könnten als Grundlage dienen, um andere Bundesländer von den Vorteilen zu überzeugen. Eine bundesweite Regelung ist jedoch nur möglich, wenn mehrere Bundesländer zustimmen, da das Straßenverkehrsrecht auf Bundesebene geregelt ist.

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Die Stadt Osnabrück hat gegenüber dem NDR signalisiert, dass sie die Einführung von Tempo 30 auf der Iburger Straße langfristig in Erwägung ziehen möchte. Auch in anderen Städten, wie beispielsweise Göttingen und Garbsen, könnten ähnliche Maßnahmen umgesetzt werden, sofern die rechtlichen Rahmenbedingungen eine flächendeckende Einführung zulassen. In Hannover wird ein weiteres Modellprojekt auf 22 Hauptstraßen durchgeführt, das den Effekt von Tempo 30 auf den Verkehr, die Umwelt und die Gesundheit der Bürger untersucht.  © auto motor und sport