Wirtschaftskrise, Inflation, Wohnungsnot, Klimakrise und wachsende politische Unsicherheit: Unter anderem diese Themen beschäftigen auch junge Menschen in Deutschland. Trotz dieses enormen Drucks bleibe die Jugend "bemerkenswert hoffnungsvoll", sagen die Autoren der Trendstudie "Jugend in Deutschland". Diese zeigt auch, was die junge Generation von der neuen Bundesregierung erwartet.

Mehr zum Thema Gesellschaft & Psychologie

Sich mit Bildung und Fleiß ein Leben und den Ruhestand in gewissem Wohlstand erarbeiten: Das war für frühere Generationen möglich. Anders sieht es für die unter 30-Jährigen heute aus. Laut den Autoren der Trendstudie "Jugend in Deutschland" erleben sie heute eine Realität, in der dieses Versprechen nicht mehr greift.

Sorgen im Altersvergleich
© 2025, Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025 mit Generationenvergleich"

Sorgen bereiten den Menschen zwischen 14 und 29 Jahren der Krieg in Europa, finanzielle Nöte und die Spaltung der Gesellschaft. Und dennoch: Die Mehrheit der jungen Befragten (65 Prozent) blickt insgesamt positiv auf ihre persönliche Zukunft. Studienleiter Simon Schnetzer sagt: "Die junge Generation zeigt sich solidarisch gegenüber den Älteren, ist leistungsbereit und orientiert sich an traditionellen Tugenden." Und: "Die Altersgruppen ticken gar nicht so anders, sie haben ähnliche Sorgen", sagte er bei der Vorstellung der Studie.

Was die jungen Menschen von der neuen Bundesregierung erwarten

Was die Umfrage besonders deutlich macht: Junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht repräsentiert und haben den Eindruck, dass ihre Lebensrealität in den Entscheidungsetagen kaum eine Rolle spielt. "Sie vertrauen nicht darauf, dass der Staat sie finanziell absichert", nennt Studienautor Kilian Hampel ein Beispiel.

Über die Studie

  • Die Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025 mit Generationenvergleich" basiert auf einer repräsentativen Befragung von 2.027 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren. Die Längsschnittstudie wurde 2010 gegründet und seitdem in regelmäßigem Abstand wiederholt.
  • Sie erscheint dieses Jahr zum zweiten Mal mit Generationenvergleich, wofür zusätzlich 4.007 Personen im Alter von 30 bis 49 und 50 bis 69 Jahren befragt wurden.
  • Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 10.1.2025 bis 26.2.2025 durchgeführt.

Dennoch ist die Jugend in Deutschland bereit, gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen – etwa bei den Renten. Zwar gaben 20 Prozent der Jungen an, verschuldet zu sein, und lediglich 11 Prozent, dass sie an eine sichere Rente glauben, allerdings würde die Mehrheit die steigenden Rentenkosten tragen, um die Versorgung Älterer zu sichern. "Diese solidarische Haltung unterstreicht den Wunsch nach einem fairen Generationenvertrag", sagt Hampel.

Von der neuen Bundesregierung erwarten junge Menschen, ihre wirtschaftliche und soziale Lage spürbar zu verbessern. Wichtige Themen sind für sie bezahlbarer Wohnraum, gerechte Bildungschancen, ein stabiles Rentensystem, politische Teilhabe und Zukunftskompetenzen für eine lebenswerte Zukunft. "Die junge Generation will nicht nur funktionieren, sie will gestalten – und erwartet von der neuen politischen Führung, dass sie diesen Gestaltungswillen ernst nimmt", betont Simon Schnetzer.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Politische Orientierung nach rechts und links außen

Doch genau das ist in den Augen vieler junger Menschen nicht möglich. "Die junge Generation ist zwar politisch interessiert, aber politisch enttäuscht", sagt Studienautor Klaus Hurrelmann. Einfache Antworten fänden sie in den extremen Parteien, berichtet er. Viele wendeten sich alternativen oder radikalen Kräften zu, da ihr Glaube an das politische System stark erschüttert sei, schreiben die Studienautoren.

"Noch gibt es keine Spaltung in der Gesellschaft, aber die Ergebnisse lassen aufhorchen."

Klaus Hurrelmann, Studienautor

Menschen unter 30 Jahren seien politisch stark nach rechts oder links außen orientiert und immer weniger Anhänger traditioneller Volksparteien. "Noch gibt es keine Spaltung in der Gesellschaft, aber die Ergebnisse lassen aufhorchen", sagt Hurrelmann. "Das könnte eines Tages problematisch werden."

Problematisch sei es schon jetzt an den Schulen, wo Rechtsextremismus immer mehr zur neuen Normalität werde, berichtet Maja Zaubitzer, Schülerin einer 11. Klasse in Weimar. Die stellvertretende Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz berichtet bei der Vorstellung der Studienergebnisse unter anderem von Hakenkreuz-Zeichnungen an Schulen. "Der Rechtsextremismus an Schulen wird größer. Lehrkräfte wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen", sagt sie.

Die Jugend ist faul? Studie räumt mit Vorurteil auf

"Wir werden sehr schnell als die Faulen abgestempelt", berichtet Schülerin Maja Zaubitzer. Dabei arbeiten 81 Prozent der jungen Erwerbstätigen in Vollzeit. Schnetzer sagt: "Unser Generationenvergleich zeigt, dass die faule Jugend ein Mythos ist. Doch für ihre Leistungsbereitschaft erwartet sie eine gute Arbeitsatmosphäre, Work-Life-Balance und Sicherheit – genauso wie die ältere Belegschaft."

BELASTUNG DURCH STRESS BEI JUNGEN
© 2025, Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025 mit Generationenvergleich"

Ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Arbeit ist die mentale Gesundheit, die bei jungen Menschen häufig unter dem Job leidet. Ein Drittel der Befragten gab an, sich regelmäßig ausgebrannt zu fühlen. Gründe sind Stress, hohe Erwartungen und mangelnde Wertschätzung. Jeder vierte junge Mensch schätze den eigenen psychischen Zustand so ein, dass eine Behandlung notwendig wäre, berichten die Studienautoren.

Im Generationenvergleich zeigt sich, dass junge Menschen deutlich stärker unter Stress leiden als ältere Menschen. So gab fast die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen an, gestresst zu sein, bei Menschen zwischen 50 und 69 Jahren war es noch rund jeder Fünfte (21 Prozent). Auch Erschöpfung, Selbstzweifel und Antriebslosigkeit belasten mehr jüngere Menschen als ältere. Allerdings betonen die Studienautoren auch, dass Stress in der Jugend typisch sei.

"Geld ist kein Luxusthema für junge Menschen, sondern ein Sicherheitsthema."

Kilian Hampel, Studienautor

Der größte Motivator für junge Arbeitnehmende ist nicht etwa der Spaß an der Arbeit oder ein erfüllender Job, sondern vielmehr das Geld. "Ganz viele Menschen sind durch die Inflation verunsichert", begründet Schnetzer. Und Hampel fügt an: "Geld ist kein Luxusthema für junge Menschen, sondern ein Sicherheitsthema."

Verwendete Quellen

  • Pressekonferenz zur Studie "Jugend in Deutschland" am 20. Mai
  • Pressemitteilung: "Zukunft made in Germany - die Hoffnung der Jugend trotzt Krisen, Krieg und Koalitionsvertrag"